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 Treffen

 

Rückblick auf die Treffen der Podejucher

Mein Freund Martin Gotzmann und seine Frau Ursel haben im Juni 1988 mit einer Reisegruppe Stettin besucht. Sie haben sich für kurze Zeit von der Reisegruppe abgesetzt und sind auf eigene Faust nach Podejuch, in das Heimatdorf von Martin gefahren. Dort haben sie auch die Gaststätte Isertal besucht. Vor dem Zusammenbruch war der Onkel von Martin Pächter im Isertal. Sie trafen dort ein älteres polnisches Ehepaar, das einigermaßen verständlich deutsch sprach. Von den Leuten erfuhren sie, dass der Sohn des ehemaligen Besitzers, Horst Mann, etwa vier Wochen vorher im Isertal war. Der alte Herr hatte auch die Adresse von Horst, wollte sie aber nicht rausrücken. Martin hat dann seine Anschrift da gelassen, die der alte Herr an Horst schicken wollte. Einige Wochen später hat sich Horst  bei Martin gemeldet. Sie haben sich für den kommenden Sommer 1989 zum Tag der Stettiner in Lübeck verabredet. Dort lernte ich dann Horst kennen.  Wir trafen uns jedes Jahr zum Tag der Stettiner, und jedes Mal kam Herr Dr. Cnotka zu uns und wollte uns überreden, eine Chronik zu schreiben, da Podejuch der einzige Vorort östlich der Oder war, der noch keine Chronik hatte. Irgendwann erklärte sich Horst zu unserer Überraschung bereit, die Chronik zu schreiben.

 1992 hatte ich mich mit einigen Spielkameraden aus meiner Kinderzeit zum Pommerntreffen in Stralsund und Rügen verabredet. Beim nächsten Tag der Stettiner stellten wir fest, dass noch viele Podejucher in Stralsund gewesen sind, aber alle sind aneinander vorbei gelaufen. Wir beschlossen, beim Pommerntreffen 1994 in Greifswald ein Lokal als Anlaufpunkt für uns Podejucher zu mieten. Ursula Glienke aus Rostock hat mit viel Fleiß und Energie Adressen ehemaliger Podejucher gesammelt und diese angeschrieben. Da ich als einziger von uns Initiatoren (Ursel Glienke, Martin und Ursel Gotzmann, Horst Mann,  Helga Schaal und Karl Schröder) einen PC hatte, habe ich mich um die Suche nach einem passenden Lokal in Greifswald gekümmert und die Pommernstuben mit Platz für 70 Personen gefunden. Wir rechneten voller Optimismus mit dem Erscheinen von 50 Personen, 140 Leute kamen, das Lokal platzte aus allen Nähten.

 Von vielen Teilnehmern wurde der Wunsch geäußert, doch mal gemeinsam in unser Dorf zu fahren. Da Greifswald zu weit entfernt war, haben wir beschlossen, uns im Jahr darauf  in Pasewalk zu treffen. In vorbildlicher Zusammenarbeit haben wir auch das Treffen vorbereitet. Helga Schaal und Karl Schröder haben sich nach einem Saal in Pasewalk umgeschaut, wir haben Anzeigen in einigen Tageszeitungen der Umgebung aufgegeben. Es wurde ein gelungenes Beisammensein. Am zweiten Tag fuhren wir  mit zwei Bussen nach Podejuch, sind ausgeschwärmt, und jeder hat die Flecken besucht, die ihn am meisten interessierten. Zum Mittagessen fuhren wir ins Hotel Reda.

 1996 waren wir wieder während des Pommerntreffens in Greifswald, diesmal waren wir in der Klubgaststätte des Volksparkstadions.

 Im Jahr darauf, 1997, ging es  wieder nach Pasewalk. 150 Teilnehmer haben wir gezählt, davon fuhren am nächsten Tag 97 Personen mit nach Podejuch. Bei schönstem Wetter haben wir unser Dorf durchstreift. Mittagessen gab es im Panorama Hotel, wo wir sehr gut bewirtet wurden, obwohl nur 50 Personen angemeldet waren. Ohne große Absprache verlief das ganze Treffen sehr homogen. Ursel Glienke und Erika Jäger kümmerten sich um die finanzielle Seite. Martin und Ursel Gotzmann hatten den kompletten Ablauf fest im Griff. Nach einer kurzen Begrüßungsansprache hatte ich Zeit, mich mit möglichst vielen Leuten zu unterhalten. Das gab viele Anregungen für Ergänzungen in den nächsten Jahren. Helga Schaal und Horst Mann waren sehr schnell gefragte Gesprächspartner. Helga wusste fast alles über unser Dorf, Horst sehr viel über die Buchheide.

 1998 hatte Dietrich Sander von unseren Treffen gehört und kam nach Greifswald. Man merkte sehr schnell, dass er sich vorher schon  intensiv um sein Heimatdorf gekümmert hat. Als Architekt interessierte er sich hauptsächlich für die vom Dorf übrig gebliebenen Häuser. Und er hatte Ortspläne angefertigt, die so übersichtlich waren, wie ich sie bis dahin noch nicht gesehen habe. Dietrich hat sich sehr schnell an unseren Aktivitäten beteiligt.

Als Ursel Glienke schwer krank wurde und leider sehr früh starb, hat er Kontakt zu den Podejuchern gehalten und viele neue Adressen gesammelt. Wenn Vorgespräche vor Ort für die Treffen nötig waren, haben Dietrich und seine Frau das übernommen. Das war für Martin und mich eine große Erleichterung.

 Ende des Jahres kam Horst mit dem Vorschlag, beim nächsten Mal eine Wanderung durch die Buchheide zu machen. Er hatte schon verschiedene Wanderrouten ausgearbeitet. Der Vorschlag wurde begeistert aufgenommen, und so wanderten die Podejucher im Mai 1999 mit Horst, der sich in seiner „Kinderstube“ bestens auskannte, durch den Wald. Die Teilnehmer waren ausnahmslos vollauf begeistert. Da ich wegen Arthroseschmerzen in den Hüft- und Kniegelenken nicht mitwandern konnte, bin ich mit einigen , die das erste Mal bei unserem Treffen waren, durch das Dorf spaziert.

 Im Jahr 2000 waren wir zum letzten Mal beim Pommerntreffen in Greifswald. Wir hatten wie die Jahre zuvor das Klubhaus im Volksparkstadion als Anlaufpunkt gemietet. Zu den Pommertagen 2001 in Erfurt hätte es sich nicht gelohnt, für uns einen besonderen Treffpunkt zu vereinbaren. Es bestand zu wenig Interesse.

 In diesen Jahren war Horst oft in unserer alten Heimat. Er unternahm viele Wanderungen durch die Buchheide und erarbeitete mehrere Wanderrouten. Sein Anlaufpunkt in Podejuch war Gertrud Rybak, in Podejuch geboren, und als einzige mit ihrer Familie in Podejuch geblieben. Ihre Eltern waren polnisch stämmig und sind dort geblieben. Gertrud war immer hilfsbereit und viele Landsleute sind in dieser Zeit bei ihr eingekehrt. Auf seinen Fahrten nach und von Podejuch waren auch Helga Schaal und Karl Schröder in Pasewalk eine für ihn wichtige Zwischenstation. Horst unternahm auch mit anderen Heimatgruppen Wanderungen durch die Buchheide. Er bekam dadurch Kotakt zu mehreren Förstern.

 Anfang 2001 machte Horst den Vorschlag, zum Mittagessen in der Försterei Glien einzukehren, und zwar zu einem deftigen Mahl mit Wildschweinbraten.

Die Försterei Glien hat eine Holzhütte, in der ca 100 Personen Platz haben. Wieder hat es allen sehr viel Spaß gemacht. In Glien haben wir dann noch den neu angelegten Soldatenfriedhof und den ehemaligen Pflanzgarten besucht.

 Für das Jahr 2003 hat Dietrich Sander ein neues Lokal in Pasewalk für uns ausfindig gemacht. Einen gemütlichen Saal im Hotel Knobelsdorff. Für die Vorbereitungen und den geregelten Ablauf haben sich wieder Gotzmanns, Sanders, Horst, Erika Jäger und ich zusammen gefunden. Am zweiten Tag haben wir eine Bus Rundreise unternommen. Es ging zum Hertasee, durch Podejuch, ein Stückchen Sydowsaue, über Isertal durch den Wald nach Binow und nach Glien. Diesmal hatten wir Verpflegung mit genommen und es gab ein gemütliches Picknick im Grünen.

Horst hatte seine erste Fassung der Chronik fertig gestellt. Er hatte mir gesagt, dass er die ersten zehn Exemplare mit nach Pasewalk bringen wollte, Ich riet ihm, mindestens 30 Stück  einzuplanen. Horst hielt das für zu riskant. Er hatte seinen Kofferraum kaum geöffnet, da war er seine 10 Bücher los, und er konnte noch viele Bestellungen aufnehmen.

 Im November 2004 bekam ich ein neues Hüftgelenk, Ursel Gotzmann erkrankte schwer, und wir konnten uns nicht entschließen, ein neues Treffen vor zu bereiten. Das Treffen 2005 fiel aus. Dafür hat Horst die Chronik noch mal überarbeitet und erheblich erweitert. Eine große Bereicherung waren die farbigen Ortspläne und die Zeichnungen in schwarz/weiß von über 60 Gebäuden, Brücken und Denkmälern von Dietrich Sander. Horst sprach mal davon, dass er um die vierhundert Exemplare verkauft hat.

 Horst und Dietrich haben dann im Mai 2006 noch mal ein Treffen und eine Buchheide Wanderung veranstaltet. Von 80 angemeldeten Personen kamen eben über 40. Es hat aber wohl trotzdem allen Beteiligten gut gefallen. Es war das letzte Treffen.

 Im Januar 2007 erschütterte uns die Nachricht, dass Horst gestorben ist.

Ursel und Martin haben ihn auf seinem letzten Weg begleitet. Und so schließt sich der Kreis nach fast zwanzig Jahren der Widerbegegnung von Horst und Martin.

 Joachim Rust, Nordseebad Juist, im Jahre 2010